Interview: zum Thema Journalismus

Dr. phil. Christian Hardinghaus ist promovierter Historiker und Medienwissenschaftler. Seine wissenschaftliche Expertise liegt in der Propaganda- und Vorurteilsforschung. Der gebürtige Osnabrücker hat seine journalistische Ausbildung an der Freien Journalistenschule absolviert. Hardinghaus schreibt für namhafte Magazine im Bereich der Geschichte, Pädagogik und Psychologie. Außerdem publizierte er eine Reihe von Fachbüchern. Sein neustes Buch „Der ewige Jude und die Generation Facebook. Antisemitische NS-Propaganda und Vorurteile in sozialen Netzwerken“ ist 2012 im Tectum Verlag Marburg erschienen.

Interview

Wie kann ein Blogger klassischen Journalismus erlernen ohne eine akademische Vorbildung?

Journalist kann sich jeder nennen, der schreibt und veröffentlicht. Theoretisch könnte man keinem Blogger das Recht absprechen, sich als Journalist zu bezeichnen. Ob er das journalistische Handwerk beherrscht, damit Geld verdienen kann oder von Verbänden anerkannt wird, bleibt eine andere Frage. Eine klassische Ausbildung gibt es genauso wenig wie eine einheitlich anerkannte. Auch sind bei weitem nicht alle Journalisten akademisch gebildet. Ein Studium ist vorteilhaft, aber keineswegs notwendig, um ein guter Journalist zu sein. Die Frage greift die Diskussion auf, ob man Journalismus überhaupt erlernen kann. Meiner Meinung nach, gibt es eine Schreibaffinität, die man hat oder nicht. Ist diese vorhanden, kann man sich den Feinschliff selbst beibringen. Nichts anders machen freie Mitarbeiter einer Zeitung. Besser aber ich studiere das Fach Journalismus, besuche eine Journalistenschule oder wähle den Weg des Volontariates. Hier wird das nötige, theoretische und praktische Zusatzwissen erworben, um auch Qualität auf dem Arbeitsmarkt bieten zu können.

Für wen eignet sich die Ausbildung als Fachjournalist bei der Freien Journalistenschule (FJS)?

Die Freie Journalistenschule richtet sich speziell an Akademiker. Das heißt, in der Regel sollte ein Studium abgeschlossen sein. Das macht Sinn, denn der Lehrgang bildet im Speziellen Fachjournalisten aus. Die Studenten sind also bereits Experten in einer wissenschaftlichen Disziplin, werden an der FJS so ausgebildet, dass sie ihr Fachwissen journalistisch publizieren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen können. Ein Trend im Journalismus: Spezialisten sind gefragt, Wissenschaftsressorts gewinnen an Bedeutung. Es gibt zu viele Allrounder auf dem Markt. Die Redakteursstelle in einem Fachressort oder bei einem Fachmagazin bekommt der Spezialist, der nicht nur gut schreiben kann, sondern auch weiß, wovon er schreibt. Mit der nötigen Weiterbildung zum Journalisten, welche die FJS bietet, hat er die besten Chancen.

 

Welches sind die wichtigsten Grundlagen des Journalismus für einen Schreiberling im Web?

Es gelten alle Grundlagen, die für einen Print/Hörfunk/TV-Journalisten auch gelten. Gründliche Recherche, Unbefangenheit, Gewissenhaftigkeit, Beherrschung der journalistischen Darstellungsformen, eine gute Schreibe. Vor allem im Netz ist es vorteilhaft, wenn der schreibende Journalist auch mit anderen Medien umgehen kann. Netzwerken ist besonders wichtig. Social Media sollte kein Fremdwort sein. Auch mit rechtlichen Grundlagen sollte er besonders vertraut sein wie zum Beispiel Datenschutz, Presse-und Bildrechte. Mit zusätzlichen Kenntnissen in PR und SEO ist er dann gut gerüstet.

 

Durch welche Maßnahmen kann ein Unternehmer seine Textqualität steigern?

Da hilft Übung. Man kann sich bei anderen inspirieren lassen, Schreibseminare besuchen, die es auch online gibt oder an „Offline“-Workshops teilnehmen. Ein Studiengang Journalismus, wie in die Freie Journalistenschule anbietet, ist natürlich das Optimum. Hier bekommt er die Hilfe von Profis und ist angehalten, selbst zu üben. Die Beherrschung der Orthographie ist allerdings die Grundvoraussetzung. Ich entdecke immer wieder Internetauftritte, auf denen es von Rechtschreibfehlern nur so wimmelt. Einige Unternehmer scheinen da wenig Wert drauf zu legen. Es wirkt aber schlampig, lustlos und nicht seriös. Die Leser und potentiellen Käufer möchten Vertrauen in die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen haben. Fehler, ganz gleich welcher Art, sind nicht erwünscht. Wie soll ich einer PR-Firma vertrauen, wenn die Betreiber nicht in der Lage sind, ihre eigenen Texte fehlerfrei zu verfassen? Der erste Eindruck zählt auch hier und dazu gehört an vorderster Stelle das geschriebene Wort.

 

Welche Fehler sollte man beim Texten im Internet unbedingt vermeiden?

Orthografische Fehler. Ansonsten gelten dieselben Regeln wie für Printjournalisten. Ein Bericht muss wie ein Bericht aufgebaut sein. Eine Reportage wie eine Reportage geschrieben sein, ein Kommentar sollte gekennzeichnet werden.

 

Was sind die Unterschiede zwischen Texten, die im Web publiziert werden und dem klassischen Journalismus?

Es kommt auf die Texte an. Journalistische Texte sind und bleiben journalistische Texte, egal wo: Berichte, Reportagen, Glossen, Kommentare, Kritiken. Das Web bietet aber natürlich im Gegensatz zu einer Zeitung jedem die Möglichkeit, zu schreiben. Eine Blogzeitung wird es nicht geben und auch keine sozialen Netzwerke auf gedrucktem Papier.

Das Interview ist ein Ausschnitt aus dem Buch Social SEO – mehr Infos unter https://www.in-seo.de/social-seo.

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