Google ist der Entscheider aller Suchmaschinen

Welches Wissen wo im Internet existiert und welches nicht relevant ist, das bestimmt die größte Suchmaschine der Welt. Google legt fest, welche Webseiten in seinen Ergebnislisten aufgeführt werden und an welcher Stelle der Listen sie stehen. Damit ist gewährleistet, dass diese Seiten von den Nutzern mehrheitlich aufgerufen werden, denn fast 90 Prozent der Nutzer in Deutschland finden sich bei ihrer Suche im Internet bei Google wieder.

In der „Updated Internet Services List“ war die schnell erzählte Geschichte von Google im Jahre 1995 stichwortartig aufgezählt: Im World Wide Web stehen 230 Adressen und 250 Server zur Verfügung sowie die  über E-Mail zugängliche Informationsquellen von etwa 100″. Dabei war eine der ersten Adresslisten, die noch manuell zusammengestellt und –getragen wurde, die nach dem Urheber benannte „Yanoff-Liste“ der erste Versuch mit einer Informationsflut im Internet fertigzuwerden und diese zu ordnen, sortieren bzw. zu kanalisieren. Die ganzen Informationen wurden von Studenten zusammengetragen – aus dieser Gruppierung entstand Yahoo, die sogenannte Mutter der im Web befindlichen Suchmaschinen. Heute wird bei Suchen im Web ausschließlich Google genutzt. In Deutschland kommen automatisch etwa 90 % der Suchanfragen in eines der Rechenzentren des US-Konzerns Google. Eine ernsthafte Konkurrenz ist bislang nicht zu sehen. Dienste, die erfolgreich waren wie Altavista, Lycos, Infoseek oder Excite sind einfach weg bzw. nicht mehr vorhanden.

 

Top secret sind die Algorithmen von Google

Eigentlich muss man ja Google dankbar sein. Google liefert zu allen möglichen und unmöglichen Suchbegriffen mehrere Tausend Ergebnisse. Die allgemeine Auffassung ist, dass diese Vielzahl kein Mensch verarbeiten kann und so glauben viele Nutzer in einer naiven Form, dass Google die gesamte digitale Welt abdeckt – oder sogar die reale Welt. Der Leiter des Suchmaschinenlabors der Leibniz-Universität Hannover, Dr. Wolfgang Sander-Beuermann, ist da anderer Meinung und sieht die Suchmaschine weit von der Realität entfernt, denn dem Grunde nach entscheidet Google welche Kriterien für die Suche in der digitalen Welt relevant sind. Daneben wird von Google festgelegt, welche Webseiten bei einer Suche in den oberen Bereichen bzw. unter den ersten zehn auf den Ergebnislisten angezeigt werden. Die Mehrheit der User nimmt sowieso nur diese Seiten auf den Ergebnislisten wahr und so bestimmt Google welches Unternehmen und welchen Ausschnitt der Realität die User zu sehen bekommen. Google hält seine Algorithmen, die für die Funktion der Suchmaschine zuständig sind, streng geheim, denn Google entscheidet, welches Wissen dem Nutzer gegeben und von ihm wahrgenommen wird, was im Internet existiert und welche Informationen der Nutzer nicht zu sehen bekommt – diese existieren dann auch nicht im Internet.

Damit hat die Suchmaschine Google eine Macht, die ihr gar nicht zukommt und meilenweit über die Kontrolle in Bezug auf den Zugang des Wissens hinausgeht. Der Wissenschaftler stellt fest, dass hier eine Monokultur entstanden ist, die gravierende Folgen sowohl für die Informationskultur als auch für die Wissenskultur mitbringt. Deshalb hat er einen Verein gegründet, den „Suma e.V.“, der als Verein für den freien Zugang zum Wissen steht. Der Verein setzt sich dafür ein, dass sogenannte „globale Online-Oligopole“ besser zu kontrolliert werden, damit es möglichst vielen Usern ermöglichst wird, freien Zugang des Wissens, das im Internet gespeichert ist, zu erhalten. Das sei von großer Bedeutung, wenn es um die Entwicklung und Förderung von Technologien geht – doch in Deutschland wurde das in den vergangen Jahren einfach vergessen  und damit versäumt.

Die Ergebnisse sind personalisiert

Für das Monopol, das Google innehat, wurde Ende der neunziger Jahre die Grundlage geschaffen. Larry Page und Sergei Brin, die Gründer von Google, konnten zum damaligen Zeitpunkt die besten Techniken  vorweisen. Mit dem Versiegen der Geldquellen, der sogenannten Dotcom-Krise, wurde der Niedergang der Mitbewerber eingeleitet. Google nutzte die Gunst der Stunde aus, stattete sich mit frischem Geld aus und überzeugte durch eine überlegene Technologie. Heute sind etwa 25.000 Mitarbeiter im Konzern beschäftigt.

Mit Kritik setzt sich der in Mountain View sitzende Konzern nicht mehr auseinander. Die Nutzer erhalten auf Basis ihrer Suchanfragen nur noch personalisierte Ergebnisse. Für die User ist das super – vor allen Dingen dann, wenn sie bei der Suchanfrage über eine Keyword gehen und ihre Webseite in der Ergebnisliste ganz oben finden. Der Suma-Gründer Sander-Beuermann erklärt das so, dass die User ihre Webseite selbst angeklickt haben; der Freund oder Nachbar kann auf die gleiche Suchanfrage eine ganz andere Ergebnisliste erhalten.

Aber es gibt immer wieder neue Ansätze, Google, dem Goliath unter den Suchmaschinen, die Stirn zu bieten. Dazu gehört Michael Schöbel, der die deutsche Suchmaschine Acoon im Jahre 1999 gegründet hat. Bei Acoon ist nicht nur Geschäftsführer, sondern auch sein einziger Angestellter und Mitarbeiter. Besonderen Illusionen gibt sich Schöbel nicht hin. denn schon mit dem Datenumfang von Google kann er nicht konkurrieren (Google hat etwa 50 Milliarden Seiten erfasst). Eine solch große Menge Seiten zu erfassen ist sehr teuer, was auch für die Server gilt, die eine derart große Anzahl speichern müssen. Trotzdem ist es für Schöbel wichtig, seine eigene Sichtweite mit Blick auf die Welt der des  amerikanischen Konzerns entgegenzusetzen.

Der größte Konkurrent ist die Bing-Suchmaschine

Acoon setzt auf einen eigenen Suchindex und so sind die Ergebnisse gut und entsprechen nicht einer einheitlichen Ergebnisliste.

Neue Hoffnung für alle Kritiker von Google vermittelt Microsoft. Das Unternehmen konnte mit seiner eigenen Suchmaschine Bing Google einige Marktanteile abgewinnen. Dazu mussten natürlich eine Reihe kleinerer Anbieter von Microsoft geschluckt werden. Yahoo, das einst ein so einflussreiches Webverzeichnis war, nimmt für seine Ergebnisse den Bing-Index zu Hilfe.

Wie kann es auch anderes sein – Microsoft schlägt wie Google in die gleiche Kerbe. Wie auch bei Google stehen die Ergebnisse bei der Bing-Suche ganz im Zeichen der „Individualisierung“. Die derzeit noch optionale Möglichkeit, die von Freunden gestalteten Facebook-Einträge als Kriterien für die Suchmaschinen zu verwenden, nennt sich „Social Search“. Die Meinung des Konzerns ist die, dass der „Freunde-Effekt“ die Entscheidung mehr als andere Faktoren vieler Menschen beeinflusse.

Beide großen Suchmaschinen eignen sich die neuen Entwicklungen in rasanten Schritten an. Die im Web 2.0 gebildeten Blogs und Soziale Netzwerke stellen bis jetzt noch ein demokratisches Gegengewicht zum Meinungsmonopol dar – wie lange, keiner weiß es, denn Google steht auch hier schon in den Startlöchern.